Die Bibel gibt es eigentlich gar nicht. Eigentlich wäre es richtig, von Bibeln in der Mehrzahl zu sprechen. Bibeln, auf griechisch biblia, sind nämlich zuerst einmal Bücher. Die Bibel in der katholischen Tradition besteht sogar aus 73 Büchern! Bücher, die von ganz unterschiedlichen Leuten, in ganz unterschiedlichen Ländern und Zeiten geschrieben wurden. Weshalb also, sprechen wir trotzdem von der einen Bibel?
Die Bücher in der Bibel sprechen alle von der gleichen Sache. Sie sprechen von der Liebe Gottes für den Menschen, und die Liebe des Menschen für Gott. Dafür finden sie aber ganz unterschiedliche Worte und Bilder. So gibt es in der Bibel Gedichte und Liebesgeschichten, aber auch Geschichtsbücher, Biographien und Gesellschaftskritik. Die Bibel ist eigentlich mehr als ein Buch: Sie ist eine ganze Bibliothek!
Deshalb bietet die Bibel auch nicht einfache Lösungen und simple Antworten. Wer die Bibel aufschlägt, um sich selbst bestätigt zu finden, oder nur einen kurzen Lebenstipp zu erhalten, verpasst, was sie eigentlich zu bieten hat. Wie eine echte Bibliothek lädt sie uns ein, zu verweilen, und in eine neue Welt einzutauchen.
Hier lesen wir von Prophetinnen und Propheten, die sich für soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben. Wir lesen von Königen und Königinnen, die mit sich selbst gerungen haben. Wir lesen von Menschen, die wunderbare Geschenke Gottes erhalten, oder in ihrem Leben Unglaubliches für Gott und Andere geleistet haben.
Wir lesen von Leuten, deren Leben genau so komplex waren, wie unsere heute. Und genau deshalb können ihre Geschichten, ihre Überzeugungen, ihre Fehler und Freuden uns auch heute noch bereichern.